Part 5- From Consumer to Prosumer, from User to Profuser

Wunschkind Murks, oder wer plant die Obszoleszenz ?

Gibt es den geplanten Verschleiss—Murks—wirklich, oder ist er die logische Folge unserer schnelllebigen Konsumgesellschaft ?

In seinem neuen Buch beschreibt Christoph Keese seinen Versuch, einen Roboter-Rasenmäher von Bosch in Gang zu bringen und teilt seinen Lesern die Erklärung der befragten Bosch Fachleute mit, wieso das Gerät seine Arbeit so schlecht verrichtet.[1]

“Die Nachfrage des Handels, allen voran der Baumärkte, nach immer neuen, leicht abgewandelten Produkten führt dazu, dass die Stückzahlen zu klein sind, um leistungsfähige Chips einzubauen und entsprechende Software für den Mäher zu entwickeln. Es lohnt sich für Bosch also nicht, bei Robo-Rasenmähern das Beste vom Besten herzustellen. Und so ist es auch bei vielen anderen Haushaltsgeräten.” Die Modebranche kennt heute zehn (10) Modewechsel pro Jahr. Viele Kleider halten jahrelang, wenn sie gepflegt werden. Murks?

Vor 25 Jahren hatte ich die Ehre, für das Ministerium für Umwelt Baden-Württemberg—in Zusammenarbeit mit den Herstellern—drei Fallstudien (Elektrowerkzeuge, Bosch; PC, Siemens; Waschmaschinen, Zanker) über die Vermeidung von Abfällen im Bereich der Produkte zu recherchieren.[2] Im Fall der Elektrowerkzeuge, einem Zweihandwinkelschleifer von Bosch, kamen wir (unter anderem) zum Schluss, dass der rasche Produktewechsel den Konstrukteuren die Möglichkeit raubt, Lehren aus den Fehlern der bereits verkauften Geräte zu ziehen, um Nachfolge-Geräte besser zu bauen. Murks als eine unvermeidliche Folge der modernen Wirtschaft, nicht der geplanten Obsoleszenz?

Vom nicht-nachhaltigen Verbrauch zum nachhaltigen Gebrauch – die Reparaturwende

Eine Diskussion, bei wem der schwarze Peter liegt—Hersteller, Handel oder Verbraucher—ist müssig. In meinen Augen liegt der Weg aus der Wegwerfgesellchaft—der Ausstieg aus dem Murks—bei den nationalen Gesetzgebern und den „kundigen Nutzern“ (profound user, oder profuser), die sich Zugang zu Reparatur-Kentnissen und Werkzeugen verschaffen, zum Beispiel durch Reparatur-Cafés, welche die Besitzer von Wissen und kaputten Geräten zusammenbringen—heute schon in 1‘150 repair cafés in 29 Ländern, auch in Deutschland.[3]

Das schwedische Parlament ist der Vorreiter in der Schaffung von gesetzlichen Grundlagen zur Förderung von lokalen Reparaturen. Ab Januar 2017 können Reparaturkosten voll von der Einkommenssteuer abgezogen werden, und der Satz der Mehrwertsteuer für Reparaturen wird um 50% gesenkt.[4]

Schweden ist auch das Land, wo Anders Wijkman und Kristian Skanberg Studien zu den makroökonomischen Auswirkungen eines Wirtschaftens in Kreisläufen in 12 Ländern Europas gemacht haben; Resultat: Verminderung der CO2-Emissionen um 70%, Erhöhung der Arbeitsplätze um 4%.[5] Ob hier Forschung und Politik Hand in Hand arbeiten?
1980 hatte Alvin Toffler in seinem Buch „The Third Wave“ den Prosumer definiert, Verbraucher, die direkten Einfluss auf die Produktion nehmen. In einem Wirtschaften in Kreisläufen, welches Gebrauch und Nutzen im Fokus hat, brauchen wir Profuser, kundige Nutzer.[6] Denn nachhaltigen Verbrauch gibt es höchstens bei Nahrungsmitteln.

Liegt in diesen Fakten eine Nachricht für Verbraucherorganisationen?

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[1] Christoph Keese (2016) “Silicon Germany” (Knaus Verlag); besprochen in ‘Die Zeit’ N°. 42 vom 6. Oktober 2016, S. 31, Rubrik Wirtschaft, Artikel “Lauter Nullen” von Götz Hamann.

[2] Stahel, Walter R. (1991) Vermeidung von Abfällen im Bereich der Produkte: Vertiefungsstudie zur Langlebigkeit und zum Materialrecycling. Schlussbericht. Ministerium für Umwelt Baden-Württemberg. UM – 11 – Juli 1991. Heft 11 Luft-Boden-Abfall (als Buch veröffentlich im Vulkan Verlag, Essen, 1991).

[3] https://repaircafe.org/en/ . Das erste Repair Café wurde am 19 Oktober 2009 in Amsterdam organisiert.

[4] http://www.government.se/articles/2016/10/strategy-for-sustainable-consu...

[5] http://www.clubofrome.org/wp-content/uploads/2016/03/The-Circular-Econom...